Geschichte

Am 31. Mai 1806 wurde die „Militärgesellschaft des Quartiers Winterthur“ gegründet um „nötige, gründliche theoretische mit Praxis verbundenen Kenntnisse zu vermitteln“ und um den Gründern ein „gutes und freundschaftliches Benehmen“ zu erhalten.

Stadtmauer um 1806 (Bild nur Specimen)

Von 1837 bis 1846 und von 1850 bis 1852 stellte sie ihre Tätigkeiten ein. In den bald 200 Jahren ihres Bestehens änderten sich Inhalte und Ausrichtung der damaligen „Militärgesellschaft“ grundlegend. Erhalten blieb das Bestreben der Mitglieder, sich freiwillig weiterzubilden.

In den ersten Jahren der Gesellschaft wurde vor allem exerziert. Nach der Gründung des Bundesstaates 1848 wurde das Tätigkeitsfeld langsam aber stetig ausgebaut. Seit den 1870-er Jahren rückte das Vortragswesen in den Mittelpunkt der Gesellschaftstätigkeit.

Kriegsspielübungen mit speziellen Karten sowie Exkursionen im In- und Ausland ergänzten in zunehmendem Masse die Programme. Erfahrungen aus vergangenen und aktuellen militärisch relevanten Ereignissen prägten das Tätigkeitsprogramm. Sowohl im Vorfeld und während des Ersten Weltkrieges, des Zweiten Weltkrieges und im Kalten Krieg oder auch nach dem Zusammenbruch des Ostblockes 1989 mit der daraus folgenden Reform Armee 95 war die Offiziersgesellschaft immer bestrebt, durch Vorträge, Podiumsdiskussionen oder anderen Veranstaltungen die Ereignisse verständlicher zu machen und zu kommentieren.

Einen Praxis bezogenen Ausbildungscharakter wiesen und weisen auch heute noch die vor allem auf Zugführer und jüngere Kompaniekommandanten ausgerichteten Georg-Seminare auf. Hier stehen die praktische Tätigkeit und die persönliche Erfahrung, sei dies im Rahmen der Vortragstechnik, einer Entschlussfassungsübung oder anderweitig im Vordergrund. Körperliche Ertüchtigung beim wöchentlichen Fussball und Reitsport waren und sind seit Jahrzehnten Inhalt von Untergruppen der OGW.

Obwohl als politisch und konfessionell neutraler Verein gegründet, rückten in den 1980-er und 1990-er Jahren politische Fragen rund um die Zukunft der Armee immer mehr in den Vordergrund. Gegen die Initiative zur Abschaffung der Schweizer Armee wehrten sich die Mitglieder 1989 mit Veranstaltungen und politischen Standaktionen.

Quelle: Stadtarchiv Winterthur (Spezialsammlungen)

Kyburg um 1820 (Bild nur Specimen)

Der nächste Prüfstein folgte 1993 anlässlich der Anti-F/A-18 Initiative und des Begehrens „40 Waffenplätze sind genug“. In beiden Fällen engagierte sich die OGW stark und gemeinsam mit den politischen Parteien und militärischen Vereinen gelang es, den armeefeindlichen Anliegen eine Abfuhr zu erteilen. Die Exportverbotsinitiative, die Halbierungsinitiative und das Referendum gegen das Militärgesetz prägten an der Jahrtausendwende die Diskussionen, ebenso wie das Referendum zur Armee XXI. Am 18. Mai 2003 nahm der Souverän mit 76% Ja Stimmen die Armee XXI deutlicher als erwartet an. Die Offiziersgesellschaft Winterthur und Umgebung wird anlässlich der Umsetzung einer völlig neuen Armee ab 1. Januar 2004 genügend Themen für Vorträge und Veranstaltungen finden.

Die heute rund 700 Mitglieder zählende Offiziersgesellschaft hat einen engen Bezug zur Kyburg. Der Gerichtssaal des Schlosses Kyburg beherbergte während Jahrzehnten die Generalversammlung der Offiziersgesellschaft. Seit Ende der neunziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts findet dieser jeweils von einem Referat eines prominenten Vertreters aus Armee oder Politik umrahmten Anlass in der neu eröffneten Heubühne des Schlosses statt.

Während ihres bald zweihundertjährigen Bestehens hat die Offiziersgesellschaft auch einige Publikationen herausgegeben. Festschriften sind, soweit dem heutigen Vorstand der OGW bekannt, anlässlich des 175 Jahr (1981), des 150 Jahr (1956) und des 100 Jahr Jubiläums (1906) entstanden. 1997 gab die Gesellschaft anlässlich des 75. Geburtstages ihres Mitglieds alt Bundesrat Dr. Rudolf Friedrich unter dem Titel „Sicherheit auf den Punkt gebracht“ eine Festschrift heraus.

Die Offiziersgesellschaft Winterthur und Umgebung feierte am 31. Mai 2006 auf der Kyburg und im Teuchelweiher mit einem feierlichen Akt ihr 200-jähriges Bestehen. Referenten waren u.a. der Vorsteher des VBS, Bundesrat Samuel Schmid und der Chef der Armee, Korpskommandant Christophe Keckeis. Grussbotschaften überbrachten Regierungsrat Dr. Ruedi Jeker, Stadtpräsident Ernst Wohlwend und der Präsident der Schweizerischen Offiziersgesellschaft, Oberst i Gst Michele Moor.

Zu diesem Anlasse veröffentlichte die Offiziersgesellschaft Winterthur und Umgebung zudem eine Publikation mit dem Titel "Sicher ist sicher. Gestern, heute - und morgen?". Sie vereint 40 interessante Beiträge zu aktuellen sicherheitspolitischen Entwicklungen und Herausforderungen der Zukunft.

Autoren: Regine Aeppli, Peter Arbenz, Martin Bänziger, Urs Bänziger, Jakob Baumann, Léon Borer, Heinz Büttler, Micheline Calmy-Rey, Rudolf Dieterle, Lucius Dürr, Stefan Flückiger, Peter Forster, Hans-Peter Fricker, Rudolf Friedrich, Hans Rudolf Fuhrer, Walter Fust, Rudolf Gerber, Peter Graf, Peter Grütter, Felix Gutzwiller, Günter Heuberger, Markus Hutter, Eberhard Jochem, Karin Keller-Sutter, Dieter Kläy, Michel Künzle, Fredmund Malik, Urs Oberholzer, Klara Reber, Ruedi Reich, Markus Reinhardt, Rita Roos-Niedermann, Mireille Schaffitz, Samuel Schmid, Rolf-André Siegenthaler, Karl Stengel, Peter Stutz, Thomas Warburton, Ueli Zoelly, André Zumstein. Zu bestellen bei: www.books.ch EAN: 9783719314200 (Huber, Frauenfeld; gebunden; 376 Seiten; Fr. 48.-)

Quelle: Stadtarchiv Winterthur (Spezialsammlungen)